Schon in zwei Jahren könnte der Stuttgarter Hafen zu einem Drehkreuz für den Handel mit grünem Wasserstoff für Stuttgart und die gesamte Neckarregion werden. Denn die Stadtwerke Stuttgart planen, hier einen Produktions- und Logistikstandort aufzubauen – den sogenannten „Green Hydrogen Hub Stuttgart“. Das Projekt gilt als ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Klimaneutralität der Landeshauptstadt.

Stadtwerke Stuttgart bauen Produktionsstandort für grünen Wasserstoff am Hafen

Früher ein Umschlagplatz für Massengüter wie Kohle, Sand, Kies und mehr, präsentiert sich der Hafen Stuttgart heute als moderner Handels- und Industriehafen mit großem Dienstleistungsangebot und effizienter Infrastruktur. Und der Wandel geht immer weiter: Am Mittelkai 25 wird sich 2027 ein neuer „Player“ ansiedeln – der Green Hydrogen Hub Stuttgart, kurz: GH2S. In vier Elektrolyseuren werden die Stadtwerke Stuttgart hier mit Wasser und erneuerbarem Strom, der überwiegend aus eigenen Windenergie- und Photovoltaik-Anlagen kommen soll, grünen Wasserstoff (Hydrogen, H₂) herstellen. Auf diese Weise wird nicht nur das schwankende Naturangebot der erneuerbaren Energien optimal genutzt, sondern auch das örtliche Stromverteilnetz entlastet. 2025 wird es mit dem Bau von GH2S losgehen.

Stadtwerke erzeugen Wasserstoff für Brennstoffzellen-Antrieb

Klimaneutraler Wasserstoff ist ein zentrales Element, um die CO2-Emissionen im Industrie- und Verkehrssektor zu verringern. Der am Stuttgarter Hafen produzierte hochreine grüne Wasserstoff ließe sich zum Beispiel direkt in Brennstoffzellen einsetzen. Die Hauptabnehmer für die Wasserstoff sieht Daniel Lust, Projektmanager Wasserstoff bei den Stadtwerken Stuttgart, daher im Bus- und Schwerlastverkehr, aber auch in der Forschung und Entwicklung von Brennstoffzellen-Antrieben für Trucks. Zusammen mit einer weiteren Anlage des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung BW (ZSW) sollen die Elektrolyseure im Neckarhafen jährlich mehr als 1.000 Tonnen H2 in Brennstoffzellenqualität erzeugen. „Das entspricht etwa der Energie von vier Millionen Litern Diesel“, rechnet Stefan Dieterle, Co-Projektleiter Wasserstoff bei den Stadtwerken Stuttgart, vor. Rund 10.000 Tonnen CO2 jährlich blieben der Umwelt erspart, würde man diese Menge Diesel durch grünen Wasserstoff ersetzen.

„Bis 2035 will Stuttgart klimaneutral werden. Grüner Wasserstoff kann für die notwendige Dekarbonisierung ein beschleunigender Faktor sein."Frank Hägele, Leiter Strategische Projekte und Innovationen

Grüner Wasserstoff wird der Gamechanger für Unternehmen im Neckartal

Für den Green Hydrogen Hub Stuttgart gab es bereits Förderungen vom Verband Region Stuttgart, aber auch von der EU und vom Umweltministerium Baden-Württemberg. Frank Hägele, Leiter Strategische Projekte und Innovationen der Stadtwerken Stuttgart, ist sich sicher, dass sich die Investition auszahlt: „Klimaneutraler grüner Wasserstoff aus Stuttgart ist ein Gamechanger, nicht nur für in Stuttgart ansässige Unternehmen.“

© SWS
Die zehn Kilometer lange Wasserstoff-Pipeline verläuft von Stuttgart-Gaisburg bis Esslingen.
© SWS

Damit der Energieträger der Zukunft zu den Abnehmern in der Region kommt, haben die Stadtwerke Stuttgart ein Logistikkonzept für das Neckartal erarbeitet. Eine zehn Kilometer lange reine Wasserstoff-Pipeline entlang des Neckars von Stuttgart-Gaisburg bis Esslingen verbindet Erzeuger und Nutzer von grünem Wasserstoff. Für kurzfristige flexible H2-Transportkapazitäten wird eine Trailer-Abfüllstation der Stadtwerke am GH2S sorgen. Mit den Lkw-Trailern lässt sich der grüne Wasserstoff an Abnehmer in bis zu 50 Kilometer Entfernung liefern.

Großes Echo für das Thema Wasserstoff beim Hafenfest

Die Region Stuttgart ist untrennbar mit seiner Automobilindustrie verbunden. Entsprechend groß war beim Hafenfest im September das Publikumsinteresse am Thema Wasserstoff für Brennstoffzellen. Dort hatten die Stadtwerke Stuttgart ihr wegweisendes Projekt Green Hydrogen Hub erstmals einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt. In Wasserstoff-Fahrzeugen erzeugt eine Brennstoffzelle den Strom für den elektrischen Antrieb aus getanktem Wasserstoff und Sauerstoff aus der Umgebung. Dazu braucht der Wasserstoff allerdings einen Reinheitsgrad von fast 100 Prozent. Solch hochreiner Wasserstoff wird künftig mit vier Elektrolyseuren im Stuttgarter Hafen auf klimafreundliche Weise erzeugt.

© SWS
Zahlreiche Gäste kamen zum Hafenfest – und die Stadtwerke Stuttgart waren zum ersten Mal dabei. An Pier 2 stellten sie das Wasserstoffprojekt vor.
© SWS

H2GeNeSiS: Eine H2-Pipeline für den Neckarraum

Der Green Hydrogen Hub Stuttgart entsteht unter Federführung der Stadtwerke Stuttgart. Zugleich ist die grüne Wasserstoffproduktion im Hafen der Landeshauptstadt Teil eines Gemeinschaftsprojekts namens H2GeNeSiS. In diesem wollen verschiedene Partner mit Förderung der EU und des Ministeriums für Umwelt und Klima des Landes Baden-Württemberg eine Pipeline für brennstoffzellenfähigen hochreinen Wasserstoff durch das Neckartal bauen. An dem Vorhaben arbeiten neben den Stadtwerken Stuttgart auch die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH, die Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG, das Steinbeis-Innovationszentrum Energieeffiziente und emissionsfreie Technologien sowie das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg.

Green Hydrogen Hub Stuttgart in Zahlen

  • 1.000 Tonnen hochreiner Wasserstoff pro Jahr können produziert werden
  • 10.000 Tonnen weniger CO2-Emissionen im Vergleich zu Diesel
  • 4 – 5 Gigawattstunden nutzbare Abwärme pro Jahr
Das zukunftsweisende Projekt Green Energie Hub Stuttgart.
Jetzt mehr erfahren