Die Gesprächssituation ist klar. Zwei junge Männer vom Stuttgarter Jugendrat, ein Geschäftsführer der Stadtwerke Stuttgart, dazu jede Menge Themen rund um Energie, Wärme, Mobilität. Und über allem eine Zahl: 2035, das Jahr, in dem die Landeshauptstadt klimaneutral sein möchte. Eine Herkulesaufgabe – wie kann sie gelingen?

© Toby Binder
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Wie wir es gemeinsam schaffen, bis 2035 klimaneutral zu werden

Die jungen Männer sind skeptisch. Zu oft wurden Mehmet Ildeş, Ruben Schäfauer, 21 Jahre alt der eine, 18 Jahre der andere, und ihre Altersgenossen wohl schon enttäuscht von vollmundigen Energiewende-Versprechen aus Politik und Wirtschaft. Die beiden waren oder sind Sprecher des Jugendrats, ein überparteiliches Gremium, dessen 326 gewählte Mitglieder die Anliegen junger Menschen der Stadt Stuttgart in der Kommunalpolitik vertreten.

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Ein besonders zentrales: der Klimaschutz in unserer Stadt. „Damit der Wandel gelingt, ist es wichtig, uns – die nächste Generation – anzusprechen und mitzunehmen“, wünscht sich Mehmet Ildeş – und rennt damit bei Peter Drausnigg, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Stuttgart, offene Türen ein: „Nicht umsonst heißt unser Slogan ,Für Partner der Energiewende und alle, die es werden wollen’. Und dazu gehören vor allem auch die jungen Leute.“ Mit Leidenschaft und Fachkenntnis umreißt er, der Ingenieur der Elektrotechnik, die Pläne und Projekte der Stadtwerke.

Eine Strategie mit drei Säulen

Mit elf Jahren relativ jung sei das Unternehmen, hatten die Jugendräte auf die Frage geantwortet, was sie denn über die Stadtwerke wüssten. Außerdem würden sie das Lichterfest ausrichten und ausschließlich Strom aus regenerativen Quellen liefern. „Unser Ökostrom“, antwortet Drausnigg, „ist aber nur eine von drei Säulen, auch die Wärme- und die Verkehrswende gehören zu unseren Leistungen.“ Drei Milliarden Euro dürfen die Stadtwerke Stuttgart auf dem Weg in die Klimaneutralität bis 2035 investieren.

„Das ist viel Geld, und der größere Teil fließt tatsächlich in den Ausbau von Windparks und Photovoltaik-Anlagen.“ Die Jugendräte haken ein: „Warum muss man Windparks denn selber bauen? Man kann Ökostrom ja auch einkaufen.“ Das sei schon richtig, bestätigt Drausnigg, aber „wir können die attraktivsten Konditionen nur anbieten, wenn wir unseren eigenen Strom selbst vermarkten.“ Dazu sollen auch die Anlagen für Photovoltaik (PV) auf vielen Dächern – Verwaltungsgebäuden, Kitas, Schulen, Gewerbe- und Freiflächen – beitragen.

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„Damit der Wandel gelingt, ist es wichtig, uns – die nächste Generation – anzusprechen und mitzunehmen.“ Mehmet Ildeş


Beim nächsten Thema hält es den Technischen Geschäftsführer nicht mehr auf dem Stuhl. Er springt auf, erklärt gestenreich an Schaubildern, wie in Zukunft in der Landeshauptstadt geheizt werden soll – das Thema Wärmewende als zweite Säule der Stadtwerke-Strategie liegt ihm besonders am Herzen. Die zentrale Idee dabei sei besonders zukunftsträchtig und innovativ: Heizen mit Umweltwärme, vor allem mit Abwasser.

In den Gesichtern der Jugendräte stehen Fragezeichen. Peter Drausnigg legt los, von Wärmetauschern ist jetzt die Rede und vom Potenzial des warmen Abwassers, vom neuen Stadtquartier Neckarpark, wo dies bereits Realität ist, vom Flusswasser und der Umgebungsluft als Quellen für ökologisches Heizen, von neuartigen Wärmepumpen auf Hausdächern – die Stadtwerke wollen systematisch alle verfügbaren Umweltquellen in Stuttgart erschließen. „Lohnt sich das bei all dem Technikaufwand denn wirtschaftlich?“, fragt Ruben Schäfauer. „Wir haben gar keine andere Chance“, ist Drausnigg über- zeugt. „Das Abwasser ist die größte lokale Wärmequelle.“

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Lieferketten neu denken

Auch Ideen für die Mobilitätswende begeistern ihn. Beispielsweise E-Lkw, die ihre Waren am Rand der Stadt auf kleinere E-Fahrzeuge für die letzte Meile verteilen. In Lademöglichkeiten investieren die Stadtwerke bereits intensiv, etwa im Schnellladepark in Stuttgart-Wangen. Ein weiterer großer Ladepark entsteht im Römerkastell. Zusätzlich sind 250 Ladestationen mit insgesamt 500 Ladepunkten im gesamten Stadtgebiet im Ausbau. „Man könnte doch“, sagt Jugendrat Mehmet Ildeş, „die Ladestationen zu digitalen Hubs ausbauen, an denen man arbeiten, Kaffee trinken, kommunizieren kann, während das Auto lädt.“ Drausnigg ist begeistert: „Da steckt viel Potenzial für neue Geschäftsmodelle drin!“

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„Ich möchte junge Menschen dafür begeistern, am bevorstehenden Transformationsprozess teilzuhaben und mitzuwirken.“ Peter Drausnigg

Gemeinsam für den Wandel

Puh, erstmal Luft holen, das waren viele Informationen. Drausnigg schaut erwartungsvoll. „Klappt das denn alles so?“, fragt Ruben Schäfauer. Der Geschäftsführer muss lachen. „Jetzt bin ich fast ein bisschen beleidigt“, sagt er schmunzelnd. „Manches wird nicht klappen, aber wir haben keine andere Wahl und werden gut planen, umsetzen, verwerfen, neu denken, optimieren.“ Drausnigg unterstreicht den Willen zur Veränderung: „Dass wir zum Beispiel rein auf Umweltwärme setzen, ist ein neuer Weg. Aber in einigen Jahren werden wir sagen: Gott sei Dank haben wir rechtzeitig damit begonnen!“

Statement von Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Drausnigg zum Gespräch mit dem Stuttgarter Jugendrat

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Konnte er denn seine jungen Gesprächspartner überzeugen, sie mitnehmen in Sachen Klimaschutz? „Vor allem ist es wichtig, mit den jungen Menschen zu kommunizieren!“, sagt Mehmet Ildeş. „Wir müssen den Wandel ja alle zusammen gestalten und anpacken.“ Und genau das ist er, der wichtigste Plan der Stadtwerke für die klimaneutrale Zukunft in Stuttgart.

Statement des Stuttgarter Jugendrats zum Gespräch mit den Stadtwerken

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Autor: Jens Bey

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