Die Sektoren Verkehr und Wärme sind essenziell auf dem Weg zur Klimaneutralität der Landeshauptstadt Stuttgart. Das Thema spielt besonders im Synergiepark Vaihingen eine Rolle. Die Stadtwerke Stuttgart planen dort das größte Nahwärmenetz der Metropole.

Auf neuen Wegen

„Im Gebäudebereich liegt die Schnittstelle von Mobilität und Wärmesektor.“ So sieht es der Verkehrsexperte Günter Sabow. Und genau hier wird auch die Rolle der Stadtwerke Stuttgart (SWS) beim Projekt „Klimaschutzimpulse für den Synergiepark Stuttgart“ (kurz: KISS) sichtbar. Ulf Hummel, SWS-Abteilungsleiter Wärme und Quartiere, war zu Anfangszeiten des Projektes bereits als Uni-Mitarbeiter darin eingebunden. Heute ist er als einer der beiden Geschäftsführer der Synergiepark Vaihingen Wärme GmbH & Co. KG zuständig für die innovativen Wärmelösungen im Gewerbegebiet. Die Gesellschaft wurde zusammen mit der e-con AG gegründet, einer Tochter der Energie- und Gebäudetechnik-Spezialisten der Alois-Müller-Gruppe.

Mit nachhaltiger grüner Wärme

Für Hummel war das KISS-Projekt der Auslöser für das Engagement der SWS im Synergiepark. Denn im Zusammenhang mit den Voruntersuchungen für KISS wurde schnell deutlich, dass es eine komplette Wärmelösung für das Gewerbegebiet auf dem Weg zur Klimaneutralität geben muss. „Denn falls jede Firma ihre eigenen Wärmepumpen aufstellt, hätten wir unweigerlich irgendwann ein massives Problem mit der Stromkapazität bekommen“, sagt der SWS-Experte. Auf dieses Szenario wären aktuell verfügbare Erzeugungsmengen selbst bei weiterem Stromnetzausbau nicht ausgerichtet. Dieser Umstand gab den Anstoß, über neue, innovative Wärmelösungen nachzudenken. Nun soll im Synergiepark das größte Nahwärmenetz der Stadtwerke Stuttgart – ein modernes Netz, das 12.000 angeschlossene Wohnungen versorgen könnte. Die nachhaltige, grüne Wärme kommt dabei aus Quellen wie der Abwärme eines Rechenzentrums, aber auch von drei geplanten Energiezentralen, bei denen etwa Abwasserpumpen oder oberflächennahe Geothermie zum Einsatz kommen sollen.

Nur eine Bündelung führt zum Erfolg

„Bis zu 90 Gigawattstunden könnten wir hier im Idealfall absetzen“, sagt Hummel. „Eine Energiemenge, die einem Fünftel der 420 Gigawattstunden entspricht, die man für Stuttgarts Klimaneutralität im Jahr 2035 benötigen würde.“ Die Nachfrage nach Anschlussmöglichkeiten an ein Nahwärmenetz sei groß, auch wenn einige Unternehmen in ihren Neubauten bereits eigene Lösungen installierten. Für Verkehrsexperte Sabow lässt die Erfolgsgeschichte des KISS-Projekts nur einen Schluss zu: „Wir müssen die Bemühungen und die Ergebnisse des Projekts möglichst auf die anderen Stuttgarter Gewerbebetriebe übertragen, damit die Landeshauptstadt ihr Klimaziel erreicht.“ Ergänzend sei im Verkehrssektor die Etablierung einer Ladestrategie interessant, um weitere klimaschonende Effekte zu erreichen. Und auch der Zukunftsenergieträger Wasserstoff könnte unter Umständen eine fundamentale Rolle spielen. Um eine Zerfaserung der Bemühungen zu vermeiden, brauche es einen Koordinator wie die Stadtwerke, der sektorenübergreifend agieren könne.